Erziehung

Unsere multikulturelle, ständig Berufe, Partner und Ansichten wechselnde Gesellschaft benötigt auch einen entsprechend vielseitigen Hund. Spezialisten, die arbeitslos werden und nicht bereit sind umzuschulen und neu anzufangen, fallen auf die Nase. Ich denke, dass hier auch die Problematik beim Integrieren in unser heutiges Leben liegt, das nichts mit "ich und meine Herde allein in der Pampa" zu tun hat, sondern ein ständiges Anpassen an nicht unbedingt hundetypische Gegebenheiten erfordert. (Michael Bauer)

Grundsätzliches

Die besten Voraussetzungen bei der Erziehung eines Tornjak sind, wenn sein Besitzer Konsequenz, Geduld, Liebe und Verständnis für seine Art aufbringt und hierbei ein gewisses Quantum an Großzügigkeit besitzt. Autorität darf niemals mit autoritärem Gehabe verwechselt werden. Tornjaci sind intelligent und freundlich, aber mit einer guten Portion Sturheit ausgestattet, die ihren Ursprung in der selbstständigen Arbeit bei der Herde findet; denn ein auf Fingerzeig arbeitender Hund war für die Hirten nicht geeignet. Da die Herden sich oftmals auf unzugänglichem Gebiet aufhielten, dort wo Beutegreifer sich gut verstecken konnten, musste der Hirtenhund Fähigkeiten zur Eigenentscheidung besitzen, um im richtigen Augenblick eingreifen zu können. Verständlich, dass man einen Hirtenhund mit dieser Charaktereigenschaft nicht so einfach ummodeln kann.

Dieses Wissen muss bei der Suche nach einer geeigneten Hundeschule im Vordergrund stehen, denn nur Ausbilder, die Erfahrung mit Hirtenhunden haben werden ihre Art richtig einzuschätzen wissen, besonders im Hinblick auf Übungen, die auf den bekannten Plätzen meist nach einer bestimmten Rasse ausgerichtet sind. Den Tornjak drillen zu wollen oder durch Brüllen zu beeinflussen, löst bei ihm genau das Gegenteil aus. Sie reagieren auf Druck und Zwang eher stur und weigern sich. Da sie von Natur aus besonders wachsam sind, dürfen sie "nicht" zum Schutzdienst, wie es auf oben beschriebenen Plätzen üblich ist, herangezogen werden. Ebenso machen monotone stupide Übungen dem Tornjak keinen Spaß. Er läuft auch nicht wieselflink durch Tunnel und ist nicht an ausdauerndem Ballspiel interessiert. Seine Aufgabe ist das Bewachen, daher wird er sich niemals den Luxus von unendlichem Spiel leisten.

Wer einen Hund haben möchte, mit dem er Ausdauersport oder Agility betreiben kann, sollte sich lieber einer anderen Rasse zuwenden.

Trotzdem können auch Tornjaci bestimmte Übungen absolvieren, wenn sie diese auch eher dem Halter zuliebe ausführen. Doch bei der richtigen Motivation wird auch der Tornjak Freude an der Ausbildung haben. Hierbei sollte man allerdings immer bedenken, dass Tornjaci wie alle Hirtenhunde, keine devoten Diener, also nicht nur Befehlsempfänger sein wollen. Sie sollten als Freunde des Menschen behandelt werden. 

Es muss sicherlich nicht ausführlich beschrieben werden, welchen Schaden Ungeduld, Härte und Überforderungen anrichten, mal ganz abgesehen davon, dass sie ohnehin keine guten Ratgeber zur Ausbildung eines Hundes sind. Mit solchen Verhaltensweisen können wir allenfalls Angst verbreiten, motivieren werden wir unseren Hund damit mit Sicherheit nicht, zumal er auch in solchen Augenblicken gar nicht mehr in der Lage ist, sich auf das zu konzentrieren, was von ihm verlangt wird. Bei Hirtenhunden gilt dies besonders, da sie auf Drill und Zwang, wie bereits oben erwähnt, absolut stur reagieren. 

Diese Sturheit ist ein wesentlicher Charakterzug jedes Hirtenhundes. Ihr bei der Erziehung angemessen zu begegnen, erfordert einiges Geschick von seinem Halter. Am besten schlägt man einen Tornjak mit seinen eigenen Waffen.......

Tornjaci begreifen und lernen sehr schnell. Sie sind aufmerksame, gute Beobachter, die aber Ungerechtigkeiten nicht vergessen. Der Besitzer eines Tornjak ist deshalb gut beraten, wenn er darauf achtet, dass das innere Band zwischen Mensch und Hund nicht durch ungerechtes Behandeln, Zwang oder Grobheit zerstört wird. 

Besonders wichtig ist der Umgang und das Zusammenleben des Tornjak mit seinem Menschen. Der tägliche körperliche Kontakt wie Kraulen, Streicheln, Ohren - Augen- Pfoten säubern, Zähne kontrollieren, Kämmen usw. werden hierbei einfach und spielerisch erlernt und helfen dem Hund die notwendige Sicherheit im täglichen Umgang mit dem Menschen zu gewinnen.

Hundeschulen mit eingerichteten Welpenprägungsspieltagen sind eine gute Hilfe, dem jungen Hund ein gutes Sozialverhalten beizubringen. Aber auch hier gilt sich vorher ausführlich zu informieren. Nicht alles was sich Welpenprägungsspieltage nennt ist auch so.


siehe
: www.hunde-der-hirten.info  und dort Welpenprägungsspieltage

Kinder und Hunde

Vorweg: Kinderliebe ist keine genetisch fixierte Eigenschaft, sie resultiert aus der Erfahrung die ein Hund gemacht hat. Daher ist auch die Aussage, dass die oder jene Rasse besonders kinderlieb ist falsch. Um einen Hund an Kinder zu gewöhnen,  sollte er bereits im Welpenalter das Spiel mit Kindern genießen können. Hierbei ist aber besonders wichtig, dass Kinder frühzeitig lernen, dass ein Hund kein Spielzeug ist, welches man nach Lust und Laune benutzen darf. Kinder müssen im Zusammensein mit Hunden lernen, dass man den Hund respektieren und auf seine Bedürfnisse eingehen muss. Hierzu gibt es einige Grundregeln, wie z.B. ihn nicht beim fressen stören oder aber seinen Schlafplatz zu respektieren, weil der Hund damit anzeigt, dass er seine Ruhe haben möchte.

Deshalb gilt: Kinder und Hunde werden nie unbeaufsichtigt gelassen. 

Entgegengesetzt wird dem kleinen Hund beigebracht, dass er Kinder nicht zwicken, anspringen und umrennen darf  und zwar von klein auf. 

Mit etwas Fingerspitzengefühl und Verständnis für beide Seiten begreifen sie sehr schnell, was von ihnen erwartet wird. Dabei ist das Alter der Kinder und des Hundes unbedingt zu berücksichtigen. Die körperliche Größe eines Hundes muss nämlich nicht unbedingt mit seinem Entwicklungsstand einhergehen. Selbstverständlich muss darum auch jegliche Überforderung vermieden werden.

 

 

 

"Hunde und Kinder haben etwas gemeinsam: Sie haben von Natur aus in ihrer Jugend geradezu das Bedürfnis, sich älteren und klügeren Artgenossen unterzuordnen. Bei Wildhunden klappt das wunderbar. Bei uns Menschen viel weniger oder gar nicht. Weil wir unter Unterordnung etwas ganz Verkehrtes verstehen - "Hände an die Hosennaht" - oder ähnlichen Quatsch, der mehr mit Militarismus als mit Kindererziehung zu tun hat. Wer seinem Kind aber Vorbild ist, braucht nicht von ihm zu verlangen, dass es vor ihm kuscht. Es wird sich freiwillig nach dem Vorbild ausrichten. Wo das Vorbild fehlt, herrscht Unsicherheit. Wo Unsicherheit ist, wächst der Protest wie aus einem morschen Holz der Pilz. Und dies ist ein ganz entscheidender Punkt in der Erziehung von Kind und Hund, die einander so unglaublich gleichen, dass man zu dem Schluss kommen muss: Nur wer ein Kind erziehen kann, schafft es auch beim Hund!"

aus "Trumlers Ratgeber für den Hundefreund"

Beschwichtigungssignale

Die meisten Misserfolge entstehen durch die Ungeduld des Ausbilders. Um zwei so unterschiedliche Sprachen, nämlich die des Hundes und die des Menschen miteinander in Einklang zu bringen, muss der Halter sich intensiv und geduldig mit seinem Hund beschäftigen. Wir Menschen verlangen eigentlich ganz selbstverständlich, dass der Hund sich in unsere Lebensbedingungen einfügt. Umgekehrt sollten auch wir uns bemühen die Ausdrucksmöglichkeiten, aber auch den Charakter und die biologischen Möglichkeiten unserer Hunde zu begreifen. Oftmals bedrohen Hundehalter ihren Hund unbewusst, in dem sie ihn z.B anstarren oder aber die Beschwichtigungssignale, die der Hunde sendet nicht erkennen, vielleicht sogar mit Aggression darauf reagieren.  

Beschwichtigungssignale oder Calming Signals sind folgende, wobei anzumerken ist, dass manche Signale sich auch überschneiden können, wenn der Hund unter Stress steht:

Ein kleines Beispiel:

Es gibt Hundehalter die der Überzeugung sind, wenn sie ihrem Hund befehlen zu kommen und dieser dann nicht schnell genug diesen Befehl umsetzt, sei dieses Verhalten eine Provokation des Hundes. Denn sobald sie mehr Druck in ihren Befehl legen, womöglich noch durch eine bestimmte Körperhaltung unterstreichen, verlangsamt der Hund immer weiter seinen Gang. Der Ton macht aber die Musik, wie es so schön heißt. Ein unter Druck verlangtes Verhalten löst daher bei dem Hund genau das Gegenteil von dem aus, was wir eigentlich erreichen wollten. Oftmals leckt er sich dabei über den Fang, wendet sogar den Kopf ab und schnüffelt an einer scheinbar interessanten Stelle. Dieses Verhalten wird von dem Halter als Provokation  (Verweigerung) des Hundes angesehen. Tatsächlich ist aber dieses langsame Herankommen ein Beschwichtigungssignal.  Reagiert der Halter auf dieses Verhalten unwirsch, zornig oder straft sogar seinen Hund dafür, wird sich dieser unter Umständen genau überlegen, ob er beim nächsten Mal noch einmal so nah zu seinem Halter kommen soll. Es gibt sehr viele Hunde mit einschlägigen Erfahrungen, die beim Herankommen kurz vor ihrem Besitzer wieder davonlaufen. 

                                                                                       Typisches Calming Signal: Durch die Kamera fühlt der Hund sich bedroht. Er blinzelt, gähnt und legt die Pfote auf, er beschwichtigt.

Turid Rugaas ist Norwegerin, ihre Beobachtungen über die Calming Signals von Hunden haben sie weltweit bekannt gemacht. Sie zieht folgende Schlussfolgerung:

....es gibt keinen Grund Strafen, Gewalt, Wut, Drohungen und andere unangenehme Dinge bei einem Hund anzuwenden. Das setzt den Hund unter Stress, wodurch er krank werden kann. Ein gestresster Hund kann sich aggressiv gegen Menschen und /oder Hunde wenden und schließlich zur Selbstverteidigung zubeißen.

In den vergangenen 12 Jahren habe ich ungefähr 700 – 800 Hunde pro Jahr trainiert, in manchem waren es über 1000. Ich habe keine genaue Statistik geführt, aber bei all diesen Hunden zeigte sich ein recht deutlicher Trend: Mindestens 1/3 von ihnen hatten Stressprobleme, ein weiteres Drittel litt unter Angst u. beim Rest verursachten andere Dinge Probleme, von mangelnder Leinenführigkeit bis zu aggressivem Verhalten.

Wenn man Probleme lösen will, hat es keinen Sinn, die Symptome zu behandeln – man muss die Ursachen finden. Deshalb ist es absolut grundverkehrt, Wasserpistolen, Antikläff-Halsbänder u. andere angebliche Wundermittel z.B. gegen das Bellen einzusetzen, bevor man überhaupt weiß, warum der Hund bellt u. um welche Art von Bellen es sich handelt. Wir müssen die Ursachen behandeln, nicht die Symptome!

Erschienen im Animal Learn-Verlag* ISBN 3-936188-01-07* 103 Seiten mit vielen Fotos u. Abbildungen

www.animal-learn.de

   

Der Hund fühlt sich durch die Kamera beobachtet, das andere Tier (Vogel) macht ihn unsicher. 
Beschwichtigungssignal:
über den Fang lecken

 

Nur durch konsequentes, ruhiges Verhalten kann der Halter Vorbild sein. Hirtenhunde lieben eine hierarchische Ordnung, daher ist eine antiautoritäre Erziehung absolut unangebracht. Dem Hund ist es nämlich völlig egal, welchen Platz er einnehmen muss, wichtig ist nur, dass er ihn innehat und nicht ständig durch inkonsequentes und unberechenbares Verhalten, die sogenannten zweideutigen Signale des Menschen, in eine Position gedrängt wird, die ihn unsicher macht. Hierzu gehören auch willkürliche, unbedachte Bestrafungen, die der Hund einfach nicht verstehen kann. Die Erziehung muss daher auf Vertrauen und Respekt aufgebaut sein. Tornjaci lernen nämlich sehr schnell. Wichtig ist, dass sie begreifen was von ihnen verlangt wird.