Haltung

Voraussetzungen

Tornjaci sind große, kräftige Hunde, ausgestattet mit einer gehörigen Portion Eigenentscheidung. Sie haben ein langes Fell, das nicht nur im Winter - bei Nässe - Schmutz in die Wohnung bringen kann. Zweimal im Jahr wechseln sie ihr Haar, die Wohnung muss also unter Umständen täglich gesaugt bzw. geputzt werden.  Penible Menschen sollten sich darüber "vorher" im Klaren sein. 

Der Tornjak kann bis zu 15 Jahre alt werden, er wird uns also ein langes Stück unseres Weges begleiten. Die Auswahl des Züchters muss neben der vorherigen Information über die Rasse die gleiche Bedeutung haben. Da der Tornjak sehr territorial bezogen ist, ist ein Haus mit Garten empfehlenswert, denn hier könnte er seiner  Aufgabe "dem Bewachen" am besten nachgehen. Selbstverständlich gehört dennoch der Spaziergang und der damit verbundene Kontakt zur Umwelt, in der der Hund ab nun leben soll, unbedingt zur Haltung dazu.

Intelligent und sehr emotionell zu seinem Besitzer ist der Tornjak dessen ungeachtet dennoch ruhig und gelassen. Trotz seiner Größe und Kraft ist er sehr liebevoll, wobei Voraussetzung ist, dass er mit seiner Familie leben kann und gut auf sie sozialisiert wurde. Ihn einfach nur abzustellen oder in einen Zwinger zu sperren, also eine Haltung die eine Vereinsamung des Hundes mit sich bringt, ist weder art- noch rassegerecht und außerdem nach dem Tierschutzgesetz nicht zulässig. Der Tornjak würde hierdurch auch sehr schnell das innere Band zu seinem Menschen verlieren, was fatale Folgen haben kann da, wie oben bereits erwähnt, er in dem Fall eigene Entscheidungen treffen würde.

                                   Im Prinzip läuft alles darauf hinaus, ob der Besitzer mit seinem Hund ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis auf Respekt basierend aufgebaut hat.

 Warum vom Züchter?

Der wichtigste und bedeutendste Abschnitt im Leben eines Hundes sind die ersten Lebenswochen. Hier wird der Grundstock für sein späteres Verhalten, wie Sicherheit im Umgang mit dem was man von ihm erwartet, festgelegt. Verständlich, wenn wir einen Hund in unseren Bund aufnehmen, dass er auch darauf vorbereitet sein muss, denn....

.....Hunde an der Herde sind anders geprägt, als Hunde vom Züchter. Ihre Aufgabe ist auf das zu bewachende Vieh zu achten und sich mit diesem eng zusammenzuschließen. Sie aus dieser Umgebung herauszuholen und in ein menschliches Zuhause zu setzen, kann große Probleme mit sich bringen, da der Hund ein Zusammensein mit dem Menschen nicht gelernt hat. Der menschliche Kontakt ist bei einem an der Herde arbeitenden Hund sehr eingeschränkt, wenngleich er den Menschen kennt und ihm loyal gegenübersteht. Seine Aufgabe ist aber nicht das Spiel mit Menschen oder der tägliche Spaziergang, seine Aufgabe ist seine zu beschützende Herde jederzeit bei Gefahr kompromisslos zu verteidigen. Die Erwartungen der Hirten an einen solchen arbeitenden Hund sind deshalb dementsprechend und werden dahingehend gefördert.

In der Prägephase sind besonders die ersten Wochen im Leben des Hundes von großer Bedeutung, etwa ab der 2. Woche beginnen sie ihre Umgebung wahrzunehmen. Da sie sich in dieser Zeit bei ihrer Mutter aufhalten, lernen sie von dieser die ersten wichtigen Eindrücke kennen, d.h. bei der Herde lernen sie die Tiere und deren Geruch kennen, bei den Menschen lernen sie diese ausgiebig kennen. Ein eingeprägtes Verhaltensmuster kann man aber nicht wieder verändern. Man kann es zwar überschreiben - ein anderes Verhalten antrainieren - aber in Stresssituationen wird immer das eingeprägte Verhaltensmuster wieder zum Tragen kommen. Die Probleme sind also bereits vorprogrammiert. Sicherlich muss deshalb nicht besonders erwähnt werden, dass das Zusammenleben aufgrund derartiger "Missverständnisse " (falsche Prägung) weder einfach noch angenehm ist.

.....ebenso würden Hunde, die die ersten wichtigen Lebenswochen in Isolation oder unter schlechten Bedingungen verbracht haben (Negativprägung), zum Beispiel bei einem Hundehändler dem sie nur als nette Einnahmequelle nebenbei dienen, Probleme im weiteren Zusammenleben mit sich bringen. Einem isoliert gehaltenen Hund kann man zwar auch mit viel Geduld etwas beibringen, aber die nötige Sicherheit im Umgang mit den Menschen hat er nicht gelernt. Dies kann unter Umständen bedeuten, dass sich der Hund bei allem was er nicht kennt fürchtet oder kopflos reagiert. Ein schlecht oder unter negativen Einflüssen geprägter Tornjak würde das Zusammenleben deshalb nicht nur schwierig gestalten, sondern es könnte auch zu weit größeren Problemen führen, weil jede Form der Erziehung nur oberflächlich eindringt, den Hund also nicht wirklich erreicht. Die Erfordernis den Hund im Außenkontakt zu kontrollieren, ist auch beim Tornjak gegeben, was einen gewissen Stress beim Halter hervorruft, umso mehr, je schlechter das innere Band zwischen Mensch und Hund geknüpft ist.

.....ein guter Züchter weiß von diesen wichtigen Voraussetzungen, ihm liegen seine Hunde am Herzen und er wird alles tun, damit sie auf ihr neues Zuhause gut vorbereitet werden. Bei ihm lernen die kleinen Hunde neben vielen ungewöhnlichen Geräuschen, auch solche Dinge wie Auto fahren, Erkundungsspaziergänge und unterschiedliche Böden wie Gras, Fliesen, Holz und Teppichboden, Kinder, andere Tiere und noch vieles mehr kennen. Vor allem aber wird er immer bemüht sein den Kontakt zu den neuen Besitzern zu halten und diesen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Rüde oder Hündin

Schon rein äußerlich unterscheiden sich Rüde und Hündin durch Körpergröße und Gewicht. Rüden werden ca. 65 -  70 cm groß, bei einem Gewicht zwischen 50 und 60 kg, Hündinnen sind entsprechend kleiner und leichter. Nach oben sind laut Standard keine Grenzen gesetzt, was ich persönlich als sehr problematisch empfinde. Je größer die Hunde werden, umso ungelenker und schwerfälliger sind sie auch. Hirten legen bei ihren Hunden großen Wert auf  Vitalität und Fitness, damit die Herde erfolgreich geschützt werden kann. Das Aussehen der Hunde ist von untergeordneter Bedeutung. Was wollen Hirten auch mit Hunden, die sich nicht bewegen können? In unseren Breitengraden dagegen werden die Hunde ausschließlich nach äußeren Merkmalen (Phänotyp) gezüchtet. Einseitige Kriterien in der Zucht bringen aber zwangsläufig große Probleme mit sich......

Rüden sind ihrem Temperament nach eher draufgängerisch, Hündinnen zurückhaltender. Für einen Anfänger ist eine Hündin sicherlich angenehmer als ein Rüde, da Hündinnen eine einfachere Art des Umgangs haben, sie sind lenkbarer. Rüden wollen es schon einmal "genauer" wissen. Beide Geschlechter sind aber hervorragende Wächter. Abhängig ist vieles von den charakterlichen Eigenschaften die ein Tornjak hat, so können sich im Einzelfall Rüde sowie Hündin, auch umgekehrt als oben beschrieben zeigen. Die Auswahl sollte sich deshalb auch nach dem Urteil des Züchters richten, der seine Hunde 8 Wochen lang gut beobachtet hat und dementsprechend genau über die charakterlichen Eigenschaften informiert ist.

    

Erst mit Alter von 3 bis 4 Jahren ist der Tornjak erwachsen, sowohl körperlich als auch seelisch. Er gehört zu den Spätentwicklern, dies muss bei seiner Haltung unbedingt beachtet werden, sonst könnte der Tornjak schnell aufgrund seiner Körpergröße überfordert werden, denn im Umgang mit anderen Hunden wirkt er schon recht früh ziemlich erwachsen.

Vom Temperament her unterscheidet sich der Tornjak von den anderen Hirtenhunden. Da ich selber neben dem Tornjak seit 1988 Sarplaninci habe, fällt mir das besonders auf. Der Tornjak "wirkt" im Gegensatz zu dem Sarplaninac, den ich als introvertiert bezeichnen würde, extrovertiert, offen und beweglich. Er scheint nicht in einer so engen "eigenen" Welt zu leben, wie man das oft bei anderen Hirtenhunden kennenlernt. Seine Lust am Laufen ist auffällig. 

Welpe oder erwachsener Hund

Wenn wir davon ausgehen, dass der Welpe sehr gut auf das Leben mit seinen Menschen beim Züchter geprägt wurde, werden wir mit großer Sicherheit einen sozialen Familienhund erhalten. Zumindest hat der Züchter die wichtigsten Voraussetzungen dafür geschaffen, es liegt also nun an uns, die weiteren leeren Seiten seines Lebens zu beschreiben, sprich ihn zu erziehen. 

Einen erwachsenen Tornjak zu sich zu nehmen bedeutet, dass man seine Vorgeschichte nicht kennt und Fingerspitzengefühl aber auch Erfahrung benötigt, um mit ihm umzugehen. Bei einem erwachsenen Hirtenhund würde ich deshalb das Urteil der Menschen, die den Hund schon etwas näher kennengelernt haben, in meine Überlegungen mit einbeziehen. Ein langsames aneinander gewöhnen, verbunden mit Spaziergängen und mehrfachen Besuchen, ist sicherlich eine gute Basis den Hund kennenzulernen.

Auch der Tornjak, obwohl er noch sehr selten bei uns anzutreffen ist, hat bereits Einzug ins Tierheim gehalten.......... meist wissen die Menschen nicht, dass sie es waren die sich schuldig machten.

Krankheiten

Der Tornjak ist ein robuster, gesunder Hund. Normalerweise beschränkt sich der Tierarztbesuch auf die Impfung. Dennoch ist auch der Tornjak den heute üblichen Erkrankungen ausgesetzt, nämlich der......

Hüftgelenkdysplasie

Sie ist eine der am häufigsten anzutreffenden Erkrankungen des Bewegungsapparates beim Hund, vornehmlich bei "großen" Hunden. Es handelt sich hierbei um eine Fehlentwicklung der Hüftgelenke. Sie kann einseitig aber auch beidseitig auftreten. Feststellen kann man die HD durch eine Röntgenuntersuchung. Erbanlagen, sowie die Ernährung sind für die Entwicklung der HD bestimmend.

Die Ernährung des Hundes muss darum hochwertig, ausgewogen und maßvoll sein. Dies vor allem bei der Aufzucht, denn zu gut genährte Welpen werden sicherlich größere Probleme mit dem Knochenbau bekommen, als etwas zu knapp ernährte Welpen. Man spricht in dem Zusammenhang gerne von "großhungern". Ebenso ist eine Überanstrengung ( viel zu lange Spaziergänge etc.) nachteilig für den Knochenbau.

Dies gilt für alle Rassehunde!

Unbelastete Elterntiere, sowie eine größtmögliche Nachzuchtkontrolle könnten ein Ansatz sein, die HD erblich in den Griff zu bekommen. Da die Populationen aber oftmals viel zu eng/klein sind, wird, um den Genpool nicht noch weiter in die Enge oder Isolation zu treiben, auf belastete Tiere zurückgegriffen. Dies auch deshalb, weil ein Selektieren auf nur ein bestimmtes Krankheitsmerkmal ansonsten fatale Folgen hätte, denn je eingeschränkter der Genpool ist, umso mehr Probleme werden zwangsläufig auftreten. 

Man muss sich hier sicherlich die Frage stellen, welchen Nutzen es einer Population bringen würde, wenn gute Hunde mit einseitigem Blick auf die HD aus der Zucht ausgeschlossen werden. Zwangsläufig müsste man dafür die Entstehung weiterer Defekte in Kauf nehmen.....ein Teufelskreis.

Sicher wäre eine Zucht, die nicht nur ihr Augenmerk auf Schönheit, sondern vorrangig auf Vitalität und Fitness legt eine gute Basis, diesen Defekten sinnvoll zu begegnen. Vielleicht wäre es sogar vernünftig, die Zuchtbücher für Fremdeinkreuzungen zu öffnen........

Empfehlen möchte ich an dieser Stelle das Buch: 

Hundezucht 2000
Helmut Wachtel

Gollwitzer-Verlag
ISBN: 3-923555-10-5